Kolumne Neckar-Chronik: Tausende Beschäftigte im Kreis Freudenstadt profitieren von der Mindestlohnerhöhung

Neckar-Chronik Kolumne vom 20.01.2022

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Mehr als 5.800 Vollzeitbeschäftige gab es im Jahr 2020 im Kreis Freudstadt, die nach Angaben der Hans-Böckler-Stiftung mit einem Stundenlohn  unter 12 Euro auskommen mussten. Das entspricht einem Einkommen von weniger als 2284 Euro brutto im Monat. Gerade angesichts hoher Mieten und gestiegener Energie- und Lebensmittelpreise ist das zum Leben deutlich zu wenig.

Frauen sind besonders häufig im Niedriglohnsektor beschäftigt. Im Kreis Freudenstadt beträgt der Anteil der Vollzeitbeschäftigten in diesem Lohnsegment insgesamt 17,7 Prozent – bei den Frauen beläuft sich der Anteil auf 33,6 Prozent und ist damit fast doppelt so hoch. Es gibt keine Rechtfertigung für diese Ungerechtigkeit.

Auch An- und Ungelernte, Beschäftigte unter 25 Jahren und Beschäftigte ohne deutsche Staatsbürgerschaft sind vom Niedriglohn in besonderer Weise betroffen. Ländliche Regionen sind als Niedriglohn-Hotspots zu erkennen, als besonders betroffene Branchen haben die Wissenschaftler das Gastgewerbe, die Arbeitnehmerüberlassung und die Land- und Forstwirtschaft identifiziert.

In der Ampel-Koalition unter Olaf Scholz wird Bundesarbeitsminister Hubertus Heil die vereinbarte Erhöhung des Mindestlohns auf 12 Euro direkt in Angriff nehmen. Nicht nur für die Beschäftigten in unserer Region ist das eine gute Nachricht. Höhere Löhne und insbesondere ein höherer Mindestlohn sind ein Zeichen unseres Respekts für die Arbeit der Beschäftigten, zudem stärken höhere Löhne die Kaufkraft und damit die Konjunktur. Durch den höheren Mindestlohn von 12 Euro werden in Deutschland nach den Zahlen der Wissenschaftler etwa 10 Millionen Beschäftigte und damit mehr als jeder fünfte eine Gehaltserhöhung erhalten.

Die von Kritikern immer wieder in Rede gestellten Gefahren für die Beschäftigung haben sich dagegen nicht bewahrheitet. In den 5 Jahren seit der Einführung des Mindestlohns im Jahr 2015 ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Nordschwarzwald insgesamt um 10,5 Prozent gestiegen, in der Gastronomie waren es fast 2 Prozent. Selbst in der Corona-Krise konnten die Unternehmen die Beschäftigung stabil halten. Somit fördert die Erhöhung des Mindestlohns nicht nur den sozialen Zusammenhalt der Gesellschaft, sondern sie stärkt auch den Wirtschaftsstandort und den Arbeitsmarkt.

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