Kolumne Neckar-Chronik: Noch 50 Jahre bis zur Gleichstellung?

Jedes Jahr am 8. März tritt mit dem Internationalen Frauentag das Ziel der Gleichstellung von Frauen und Männern ins Rampenlicht. Doch auch an jedem anderen Tag kämpfen wir gegen die Unterdrückung und Gewalt gegen Frauen, für Selbstbestimmung und gleiche Rechte und für Gleichstellung auf dem Arbeitsmarkt. Der Gender Pay Gap – der Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern - beträgt in Deutschland heute 18 Prozent, während er vor zehn Jahren noch bei 22 Prozent lag. Ok, es geht vorwärts, aber wenn der Fortschritt weiterhin eine solche Schnecke ist, dauert es noch 50 Jahre bis zur Gleichstellung beim Lohn – das kann ja wohl nicht sein!

Home-Office, geschlossene Kitas, Schulen und Tagespflegeeinrichtungen -  wie viele andere Krisen hat auch die Pandemie insbesondere Frauen mit einer verschärften Doppelbelastung herausgefordert. Überall in der Welt tragen Frauen und Mädchen das größte Leid durch Krisen, Krieg und Unterdrückung. Während in Afghanistan seit der Machtübernahme der Taliban die Frauenrechte nichts mehr gelten, während Frauen und Mädchen mit ihren Vätern, Söhnen, Brüdern und Partnern im Iran für „Frauen, Leben, Freiheit“ kämpfen, sind in Europa und anderen westlichen Ländern hart erkämpfte Rechte und gleichstellungspolitische Errungenschaften durch das Erstarken rechtspopulistischer und antifeministischer Bewegungen bedroht.

Das heißt für uns in Deutschland: gerade in einer Zeit multipler Krisen und Umbrüche darf die Gleichstellung nicht unter die Räder kommen. Wenn wir Frauenrechte stärken wollen, müssen wir uns national und international aufstellen. Mit den Konzepten der Bundesregierung für eine feministische Außen- und Entwicklungspolitik stellen wir Rechte, Repräsentanz und Ressourcen für Frauen und marginalisierte Gruppen weltweit in den Mittelpunkt. So stärken wir die Teilhabe und Gerechtigkeit für alle.

Doch auch in Deutschland kämpfen wir für Arbeitsbedingungen, gleiche Chancen, gleiche Bezahlung für Frauen, wir kämpfen dafür, dass Frauen nicht länger in der Sorgearbeits-Falle gefangen bleiben. Wir stellen uns gegen sexistischen Hass im Netz und kämpfen für den Schutz von Frauen vor Gewalt in der Partnerschaft oder danach. Wir kämpfen um eine strukturelle Verbesserung der Finanzierung von Frauenhäusern und Beratungsstellen. Denn jede Stunde erleben 13 Frauen Gewalt durch Partner und Expartner, jeden dritten Tag stirbt eine Frau an ihren Folgen.

Artikel 3 unseres Grundgesetzes sagt „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“. Die Sozialdemokratin Elisabeth Selbert hat diesen Artikel 1949 gegen heftige Widerstände durchgefochten. Bis heute ist er keine Zustandsbeschreibung, sondern vielmehr ein Appell, ein kategorischer Imperativ für unser politisches Handeln in der Gleichstellungspolitik. Die gleichstellungspolitische Tradition der SPD ist ein Versprechen an die Frauen in Deutschland, Europa und in aller Welt: Wir kämpfen gemeinsam mit Euch, damit es besser wird!

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