Esken: „Maßnahmen müssen für die Schulen passen!“

Die SPD-Bundestagsabgeordnete sprach mit Schulleiter*innen der Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren aus dem Nordschwarzwald.

Fotonachweis: Aigner Ronja, Kohlmeier Michelle, CC0

CALW/ FREUDENSTADT. Um sich über die aktuelle Situation der Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) in den Kreisen Calw und Freudenstadt zu erkundigen, hat sich die Bundestagsabgeordnete Saskia Esken vor kurzem mit einigen ihrer Leitungen bei einer Telefonkonferenz ausgetauscht. Esken betonte zu Beginn des Gesprächs: „Bildungspolitik ist Aufgabe der Länder. Von Seiten des Bundes können wir nur Mittel bereitstellen, um die Länder zu unterstützen. Dafür habe ich mich bei dem Schulgipfel im Kanzleramt eingesetzt. Die Bundesmittel müssen aber vor Ort passend und zielgerichtet eingesetzt werden – auch deswegen möchte ich mich heute bei Ihnen umhören, wie Ihr Schulalltag sich durch Corona verändert hat.“

Suanne Bremicker, die das SBBZ mit dem Förderschwerpunkt Lernen am Schulzentrum Reuchlin-Schulen in Bad Liebenzell leitet, berichtete über ihre Schule: „Die Schülerinnen und Schüler sind unheimlich gern hier und kommen mit dem Fernlernen nicht gut zurecht. Deshalb haben wir schnell versucht, wieder möglichst viel Normalität herzustellen.“ Ihr Kollege Peter Billmaier, Leiter der Eichenäcker-Schule Dornstetten, einer Schule mit Förderschwerpunkt geistige Entwicklung, ergänzte: „Dass wir vor Ort unterrichten können, ist für alle Lernenden äußerst wichtig. Die Sozialkontakte der Schülerinnen und Schüler fallen weg, wenn sie nicht zur Schule gehen können. Das schränkt viele in ihrer Entwicklung ein.“

Viel Diskussionsbedarf gab es zu den aktuellen Verordnungen für den Schulbetrieb. Claudia Bollinger leitet das Sprachheilzentrum Calw, wo ein Teil der Kinder und Jugendlichen auch an der Schule wohnen. "Die Umsetzung der Corona-Verordnungen hält uns ganz schön in Atem. Gerade im Internat sind Regeln zur Kontaktbeschränkung und Hygieneregeln einschneidend und für die Kinder oft nur schwer nachvollziehbar. So fragen die Kinder zum Beispiel unsere Erzieherinnen: Warum dürfen wir mittags nicht miteinander spielen, wenn wir morgens zusammen in die Schule gehen?", fragte Bollinger. Im Heil- und Erziehungsinstitut Burghalde in Bad Liebenzell-Unterlengenhardt mit den Förderschwerpunkten Lernen und geistige Entwicklung sieht man das ähnlich. Schulleiter Stefan Kindler-Schneider betonte: „Die getroffenen Regelungen sind sehr weit entfernt von der Lebenswirklichkeit einer Schule mit Heim. Sie sind auch den einsichtigsten Schülerinnen und Schülern und auch unseren Mitarbeitenden kaum zu vermitteln. Warum werden vor dem Erlass solcher Verordnungen nicht auch Fachverbände mit einbezogen?“

Esken äußerte Verständnis für den Ärger: „Viele getroffene Regeln stehen offenkundig im Widerspruch mit der Lebens- und Lernsituation in den Schulen. Insofern halte ich es für wichtig, dass Kultusministerium und Sozialministerium solche Regeln auch auf ihre Tauglichkeit und Umsetzbarkeit überprüfen. Wir müssen in der Politik schon den Anspruch haben, dass unsere Maßnahmen vor Ort umsetzbar sind!“

Als weitere Herausforderungen benannten die Schulleiter*innen volle Schulbusse und reduzierte Unterstützungsangebote. Bremicker dazu: „Die Frühförderung ebenso wie die Kooperationen mit externen Partnern sind gerade nur sehr begrenzt möglich.“ Das bestätigten auch die anderen Gesprächsteilnehmer*innen. Sorge bereitet Bremicker zudem der Schulweg: „Alle Schülerinnen und Schüler fahren mit denselben Bussen. Die Enge in den Bussen passt überhaupt nicht zu den Abstandsregeln in der Schule, auch wenn die Kinder und Jugendlichen Masken tragen.“

Dennoch gibt es an allen Schulen auch positive Erfahrungen. Kindler-Schneider berichtete über die professionelle Begleitung eines Infektionsfalls an seiner Schule: „Wir mussten eine Gruppe unter Quarantäne setzen. Dabei wurden wir jedoch sehr gut vom Gesundheitsamt des Kreises Calw unterstützt und konnten so die Situation recht schnell und gut in den Griff bekommen.“ Bollinger wiederum sieht das Sprachheilzentrum Calw besser vorbereitet auf den digitalen Unterricht: „Wir haben ein Moodle eingerichtet und sind darin sehr aktiv. Die Kolleginnen und Kollegen arbeiten sich sehr engagiert ein. Dennoch: Gerade unsere Kinder und ihre Eltern haben nicht immer die Möglichkeit, digitale Medien zu nutzen. Das stellt uns vor weitere Herausforderungen.“

Die Abgeordnete und SPD-Parteivorsitzende Esken bedankte sich für die Offenheit der Gesprächspartner*innen und machte deutlich: „Die Corona-Pandemie und mit ihr einhergehende Veränderungen an der Unterrichtskonzeption wie digitale Lehr- und Lernmethoden stellen die Schulen vor vielfältige Herausforderungen. Das gilt natürlich insbesondere für die sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren. Ich habe großen Respekt davor, wie Sie und Ihre Schulen den Schüler*innen Begegnungsräume und ein Stück Sicherheit in dieser Pandemie bieten. Bitte richten Sie meinen Dank für dieses Engagement auch ihren Kollegien aus!“

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