HORB. An ihrem vorletzten Tag erhielt die Georg-Elser-Ausstellung im Museum Jüdischer Betsaal in Horb am vergangenen Wochenende noch einmal prominenten Besuch. Saskia Esken, Bundesvorsitzende der SPD und Bundestagsabgeordnete des Wahlkreises Calw/Freudenstadt, wollte sich die Ausstellung ansehen, bevor diese weiter wandert.
Die Ausstellung „Ich habe den Krieg verhindern wollen. Georg Elser und das Attentat vom 8. November 1938“ fand seit 26. Januar im Jüdischen Betsaal große Beachtung, beeinträchtigt durch die Corona-bedingte Schließung. Nach einem Rundgang durch die beiden Ausstellungsetagen zeigte sich Esken von den Schautafeln über Georg Elsers misslungenen Anschlag und dessen spätere Ermordung tief beeindruckt: „Ich finde es wichtig, daran zu erinnern, wie ein Mensch zu dem Entschluss kommt, so etwas zu tun; wie er sich entscheidet, wie sein Bewusstsein und seine Überzeugung wachsen.“ Die Ausstellung, so hofft Saskia Esken, könne junge Leute dazu anregen, sich zu fragen, wie sie selbst unter sozialem Druck entschieden hätten und wie wichtig es ist, eine eigene Meinung zu haben. Auch wenn sie nicht in einem nationalsozialistischem Unrechtsstaat leben müssen wie Georg Elser, dürfe der Mut zur eigenen Position nicht fehlen, ebenso wenig wie der Mut, diese Position auch immer wieder selbst kritisch zu hinterfragen.
Die Ausstellung informiert in Dokumenten und Bildern über den in Württemberg geborenen Schreiner Georg Elser, der im November 1939 mit einem Sprengstoff-Attentat auf Adolf Hitler im Bürgerbräukeller in München nach eigenen Worten das Ziel verfolgte, den Krieg zu verhindern. Hitler entging dem Anschlag, Georg Elser wurde verhaftet und nach jahrelanger Gefangenschaft, Folter und Verhören im Jahr 1945, wenige Wochen vor Kriegsende, im KZ Dachau ermordet. Weil die Nationalsozialisten um das Schicksal Elsers ein Staatsgeheimnis machten, gab es unterschiedliche Spekulationen über die Drahtzieher des Anschlags. Erst in den 60er Jahren erfuhr die Tat Elsers die Würdigung als eine Tat des Widerstands. Die Ausstellung wurde von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Berlin und der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg vor einigen Jahren zusammengestellt.
Schon mehrfach hat die SPD-Bundestagsabgeordnete Saskia Esken den Träger- und Förderverein Ehemalige Synagoge Rexingen, dessen Mitglied sie ist, bei Veranstaltungen besucht. Bei ihrem Rundgang durch das Museum Jüdischer Betsaal wurde sie vom stellvertretenden Vorsitzenden Heinz Högerle sowie von Barbara Staudacher und Gerda Bindrick vom Synagogenverein begleitet. Mit ihnen entspann sich eine angeregte Diskussion über das Wesen des politischen Widerstandes und wie man mit jungen Leuten darüber sprechen kann.
Die SPD-Bundesvorsitzende Saskia Esken, von den Berliner Verhandlungen zum Konjunkturpaket in der Woche zuvor noch sichtlich erschöpft, zeigte sich zufrieden mit dem „Wums-Ergebnis“, wobei die Sozialdemokraten auf die soziale Komponente des Pakets gedrängt hätten. „Wir haben ein Riesenpaket aufgelegt mit vielen Hilfen für Kinder und Familien, kleine Unternehmen oder Kulturschaffende, die tatsächlich in großen Nöten sind“, sagte Esken. Dazu kämen starke konjunkturelle Impulse, die in die Zukunft weisen. Nach Ansicht der SPD-Spitze wäre es – auch im Blick auf die aktuellen Alarmsignale über die Klima-Erwärmung – unverantwortlich gewesen, den Kauf von Neuwagen mit Verbrennungsmotoren zu fördern. Esken: „Die Verbrenner haben ihre Zeit gehabt, jetzt müssen wir uns auf die neuen Technologien konzentrieren.“
11.06.2020
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