Es kommt nicht oft vor, dass Schülerinnen und Schüler es ins Fernsehen schaffen – und schon gar nicht mit einem Unterrichtsprojekt. Der Klasse 9c der Gemeinschaftsschule Loßburg ist das mit ihrem Planspiel zur Parteiendemokratie gelungen.
Ihren Schulleiter Thomas Gisonni und seine Kollegen haben die Schülerinnen und Schüler damit mächtig stolz gemacht. Zudem haben sie die Neugierde der Wahlkreisabgeordneten Saskia Esken geweckt. Bei Eskens Besuch in Begleitung des Loßburger Bürgermeisters Christoph Enderle zeigten die Schülerinnen und Schüler einen Ausschnitt der Kinder- und Jugendnachrichtensendung logo! des ZDF, der im Mai von ihrem Planspiel berichtete.
„Wir wollten einen Schulbundestag wählen. Doch bei der Auswahl der Parteien haben wir gemerkt, dass wir uns mit den Parteien, die es schon gibt, gar nicht so richtig identifizieren können. Also haben wir einfach zwei neue gegründet: die eher konservative Sicherheitspartei DSP und die aufs Menschenwohl fokussierte MWU“, berichteten die Schüler. Esken kommentierte, das könne sie gut verstehen. Selbst unter ihren Abgeordnetenkollegen kenne sie kaum jemanden, der zu 100 Prozent mit „seiner“ Partei übereinstimme. Doch darauf komme es auch nicht an. Denn die Königsdisziplin der Demokratie sei der Kompromiss.
Es sei die Aufgabe von Parteien, bei der politischen Willensbildung des Volkes mitzuwirken – „so steht es im Grundgesetz“. Das mache es notwendig, die unterschiedlichen Interessen und Sichtweisen zu debattieren, einen mehrheitsfähigen Kompromiss zu formulieren und diesen dann zu vertreten. „Neue Parteien, oft zu einem bestimmten Thema gegründet, tun sich nicht leicht damit, das Meinungsspektrum ihrer Mitglieder und Anhänger zusammenzuhalten. Die SPD als mit über 160 Jahren älteste Partei Deutschlands hat eine Menge Erfahrung damit, die innerparteiliche Debatte so zu führen, dass wir beieinanderbleiben können“, erläuterte Esken. „Über all das habt Ihr bei Eurem Planspiel eine Menge gelernt, und zwar ganz praktisch. Das finde ich großartig“, lobte die Abgeordnete.
Auf die Frage, wie man Politik zu seinem Beruf macht, erzählte Esken aus ihrer eigenen Biografie. Nicht etwa ein Studium von Jura oder Politikwissenschaften habe ihre politische Karriere ermöglicht, sondern ihr Sinn für Solidarität und Gerechtigkeit, ihre Neugierde und ihre Leistungsbereitschaft. Letztlich komme es darauf an, in einer Partei mitzuwirken und von deren Mitgliedern für ein Landtags- oder Bundestagsmandat nominiert zu werden.
Nicht zuletzt die Erhöhung des Wehretats und die Zukunft des Wehrdienstes in Deutschland beschäftigte die jungen Menschen. Esken machte deutlich, dass sie einer Wiedereinführung der Wehrpflicht skeptisch gegenüberstehe. Sie hoffe, dass es durch attraktivere Bedingungen gelingt, genügend Freiwillige für den Wehrdienst zu finden. Man müsse sich aber klarmachen, dass Putin die vor 50 Jahren beschlossene europäische Friedensordnung der KSZE zerstört habe. „Wir haben uns lange auf diese Friedensordnung verlassen, doch nun müssen wir unsere Verteidigungsfähigkeit deutlich erhöhen“, begründete Esken die im Koalitionsvertrag beschlossenen Milliardeninvestitionen in Verteidigung. „Gleichzeitig kommt es darauf an, dass wir die internationale Zusammenarbeit und die Diplomatie stärken. Denn wir wollen Konflikte auch künftig ohne Gewalt beilegen können.“
Russlands Krieg, Trumps Handelskrieg, Israels Vorgehen im Gaza – das sind Krisen, die auch die Schülerinnen und Schüler beunruhigen. Gemeinsam machten Esken und Enderle deutlich, wie wichtig es in Zeiten von Umbruch und Krise sei, dass die Gesellschaft zusammenhalte. „Es braucht Politiker, die nicht im Sinne ihrer eigenen Interessen handeln, sondern die Verantwortung übernehmen für Gemeinwohl und Zusammenhalt“, machten die beiden Politiker deutlich.
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