Gute und gerechte Bildung - 6,2 Prozent ohne Schulabschluss

Gute und gerechte Bildung dient der Befähigung aller jungen Menschen, sich eine Welt im Wandel immer wieder aufs Neue anzueignen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen und sich aktiv in die Gestaltung der eigenen Zukunft und unserer Gemeinwesens einzubringen. Ich bin davon überzeugt, dass das staatliche Bildungswesen die Pflicht hat, individuelle Nachteile wie z.B. solche der Herkunft auszugleichen und den Erfolg einer solchen Bildungsbiografie unabhängig vom Elternhaus zu gewährleisten.

Doch immer wieder weisen Studien uns darauf hin, dass uns dieser Nachteilsausgleich nur ungenügend gelingt. Der Bildungsforscher Klaus Klemm hat im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung zutage gefördert, dass die Zahl derjenigen Jugendlichen, die unser Schulsystem ohne Abschluss verlassen, seit langem bei mehr als 6% stagniert. Jeder bzw. jede sechzehnte Schüler oder Schülerin erreicht also im Rahmen der Schulpflicht keinen Hauptschulabschluss, bei Schülerinnen und Schülern mit Migrationsgeschichte ist es jeder bzw. jede siebte.

Auch wenn ein Schulabschluss formal keine Voraussetzung zur Aufnahme einer beruflichen Ausbildung ist - ohne den Abschluss gelingt den wenigsten jungen Menschen der Zugang zu einer beruflichen Qualifikation. Zum einen muss es der Anspruch des Bildungssystems sein, dass alle jungen Menschen im Rahmen der Schulpflicht die Kompetenzen und Qualifikationen erlangen, die sie zu einem selbstbestimmten Leben und zur Aufnahme einer Berufsausbildung befähigen. Gerade in Zeiten des demografischen Wandels und eines bereits heute erheblichen, wachsenden Mangels an Fachkräften müssen wir die Potenziale aller jungen Menschen in Deutschland bestmöglich entwickeln, ihre Fähigkeiten in den Arbeitsmarkt einzubringen und ihren Lebensunterhalt selbständig zu verdienen.

Der Fokus des Bildungssystems muss auf den Anfang gelegt werden. Solange ein Viertel der Schülerinnen und Schüler am Ende der Grundschulzeit nicht über die notwendigen Basiskompetenzen verfügt, also nicht genügend gut zuhören, sich artikulieren, lesen, schreiben und rechnen kann, um mit Erfolg eine weiterführende Schule zu besuchen, brauchen wir uns über die Zahl derer, die dort ohne Abschluss abgehen, nicht zu wundern.

Auf den Anfang kommt es an!

In der Ampel wollen wir Schulen mit sozial benachteiligten Schülerschaft mit einem Startchancenprogramm besonders unterstützen. Und ich finde, das sollten wir jetzt zügig umsetzen und an den Grundschulen damit beginnen! Aber wir müssen unser besonderes Augenmerk nicht nur am Gymnasium auf die Abschlussjahrgänge richten und durch eine ganztägige Förderung der individuellen Bedürfnisse möglichst viele Schülerinnen und Schüler zum Abschluss führen.

Damit auch wirklich alle jungen Menschen eine berufliche Qualifikation erhalten, haben wir im KoaVertrag auch die Einführung einer Ausbildungsgarantie vereinbart. Durch gute Unterstützung bei der beruflichen Orientierung und beim Matching sollen möglichst viele ihren Weg in die duale Ausbildung oder ins Studium finden. Durch das Angebot überbetrieblicher Ausbildungsgänge können wir auch denen den Einstieg in die berufliche Qualifikation ermöglichen, die auf dem Ausbildungsmarkt zunächst keinen Anschluss finden.

 

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